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Idylle am Sonntag
von Karin Herrmann
Ein Nachmittag im Spätsommer. Ich habe den Meerschweinchen Löwenzahn gebracht, habe ihnen gesagt, das sei jetzt ihr "Sonntagsessen" (obwohl sie an jedem Tag von mir
Löwenzahn mitgebracht bekommen). Sie haben gegessen, wurden schläfrig, und ich auf dem
Stuhl vor dem Teichbecken, ich bin auch kurz vor dem Einschlafen. Da wird Ronja wach,
die auf dem Balkon der Villa Kunterbunt geruht hat. Sie sieht ihren Vater direkt unter dem
Balkon liegen, und noch bevor ich ihn warnen kann, und ihr - wie schon so oft - sagen, dass
ein liebes Meerschweinchen das nicht tut ,was aber nie was nützt, springt sie ihm auf den
Rücken. Sylvester rennt laut kreischend ins nächste Haus und noch lauter kreischend
wieder heraus - verfolgt von der kleinen Lissi. Lissi, weiß und so klein, dass immer
wieder gefragt wird, ob sie nicht doch noch wachsen würde - Lissi ist also von dem Aussehen
her ein "Meerschweinchenkind", dem Alter nach könnte sie schon mehrfache Urahne sein,
und sie ist so frech, wie es Menschenkinder eben auch in einem gewissen Alter sind. Als ich
sie frage, ob sie etwa ihrem "Stiefvater" in den Hintern gebissen hätte, wirft sie mir einen
hochmütigen Blick zu - natürlich hat sie das, warum auch nicht, warum frag ich so dumm.
Sylvester flüchtet weiter und läuft der Jessica in die Pfoten. Jessica ist in Personalunion
Seine "Ehefrau" und vor allem die absolute Rudelchefin, sie schlägt mal gleich auf den
armen Sylvester ein, auch wie so oft. Der flüchtet weiter und landet bei Karla, der einzigen
die ihm nichts antut, sie liebt ihn nämlich und Sylvester liebt sie - sehr zum Ärger von
Jessica, die deshalb immer Karla verschlägt und sie jagt. Karla, groß und aber auch schon
sehr dick, versteckt sie dann manchmal hinter Lissi, der Tochter von Jessica, und die kleine
Lissi , der niemand was tut, auch Jessica nicht, die stellt sich dann gegen ihre Mutter um
Karla zu beschützen. Als alle Streitigkeiten beendet sind, beginne ich mit meiner
Rede zum Sonntag. Ich sage Ronja und Lissi, dass auch Meerschweinchen ihre Eltern
zu achten und zu ehren hätten, sage Jessica, dass sie eine "böse Hex" ist, rate Sylvester
auch schon wie so oft - dass er sich doch mal wehren sollte und sage Karla, sie möge
sich darauf besinnen, dass sie doch auch stark sei, die Größte und Dickste der Damen.
Während meiner "Volksreden" ist Sylvester zur Karla hingeschlichen, mit besorgt-
ängstlichen Blicken zu Jessica - aber es ruht wieder alles, nur Karla ist wach , freut
sich, dass Sylvester kommt - und fährt ihm zärtlich mit dem Schnäuzchen im Fell
herum - und die Idylle am Sonntag ist wieder perfekt.
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